Verein für Höhlenkunde Sierning

 

 

Jahresbericht Vereinsjahr 2002 (Apil 2002 bis März 2003)

Erstellt: Eduard Knoll, 3-4-2003

 

 

Im vergangenen Vereinsjahr, von April 2002 bis März 2003  gab es wieder ein Vielzahl von interessanten und aufschlußreichen Aktivitäten. Die meisten der Touren wurden von den besonders engagierten und aktiven Mitgliedern der Windischgarstner Gruppe rund um Eder Florian und Steinmaßl Heli gemacht und genauestens dokumentiert.

 

Ein große Anzahl an  Foto- und Filmaufnahmen, Vermessungsdaten und Lagebestimmungen mittels GPS erweitern unser Archiv und stehen interessierten Vereinsmitgliedern zur Verfügung.

 

An Aktivitäten wurden diesmal

 

56 Touren

von

12 Höhlenforschern aus Sierning und Windischgarsten durchgeführt.

28 Gäste waren an den Forschungen beteiligt oder wurden im Rahmen von Exkursionen durch die Unterwelt geleitet.

 

Davon waren:

 

21 reine Forschungstouren

9 Vermessungfahrten mit etwa 3,5 km Planaufnahme

8 Foto und Filmaufnahmen

15 Oberflächenbegehungen u. Lageeinmessungen.

 Führungen

1 Kontrollfahrt

1 Canyoningtour

und 1 Höhlenrettungsübung.

 

Alle Unternehmungen verliefen  unfallfrei.


Hier ein kleiner Ausschnitt der wichtigsten Unternehmungen:

 

Es wurden eine Menge Oberflächenbegehungen durchgeführt, deren Ziel entweder die Erkundung von Portalen, welch meistens wegen ihrer klettertechnisch schweren Erreichbarkeit noch nicht erkundet waren, oder das Auffinden von Schächten im unübersichtlichen  Gelände und die Lageeinmessung bekannter Objekte mittels GPS.

 

Diese Touren haben zwar den Makel oft frustrierend erfolglos zu sein, speziell beim Erkunden von unzugänglichen Höhleneingängen, die oft nur nach mehreren Stunden Zustieg oder schwierigen Klettereien  erreichbar  sind. Diese Unternehmungen sind aber trotzdem enorm wichtig weil sie viele weiße Flecken auf der Höhlenverbreitungskarte abklären und  hohe Aussagekraft über die tatsächliche Verkarstung  eines Gebietes haben.

 

Im „Sengsengebirge“ war das Gebiet im Bereich der „Gireralm“ wieder ein lohnendes Ziel.

2 Schächte wurden beim „Rosskopf“ entdeckt und erkundet. Ein über 100m tiefer Schacht unweit des „Imposia“ und ein vielversprechender Schachteingang beim „Kraterschacht.“

Im Gipfelbereich des „Gamsplan“ wurde ebenfalls eine Reihe von Schachteingängen erkundet und eingemessen.

 

Bei etlichen  altbekannten Objekten konnte die genaue Lage mittels GPS ermittelt werden. Darunter waren die „Kreuzauer Lucke“, die Schächte bei der „Girer Alm“, der „Rauhschacht“,   „Kraterschacht“ und „Eisschacht“ und die ganze Anzahl der in den 90iger Jahren mittels Außenvermessung lokalisierten Schächte in der „Weitgruben“.

Ein Vergleich der GPS-Messungen mit den Außenvermessungen hat deren relative Genauigkeit tatsächlich bestätigt.

 

In der „Polsterlucke“ am Prielschutzhausaufstieg rechts unter dem „Großen Ofen“ wurde zu einem Portal in der Wand abgeseilt.

Im „Tümpfelkar“ an der Priel-Nordwestseite waren 3 vermutete Höhleeingänge das Ziel und im „Weissenbachtal“ gibt es an den Südhängen des „Hochfora“ vielversprechende Portale, die aber  keine weiterführende Höhlen sind.

 

Am „Hahnbaum“ wurde 1 Kleinhöhle vermessen und einige weitere Eingänge unterhalb des Gratrückens abgesucht.

 

Auch im „Frauenkar“ konnten im Bereich der Bergstation mit der Erkundung einer Schachtzone begonnen werden. Das Gebiet wurde im Winter bei niederer Schneelage eingehend abgesucht und einige interessante Schachthöhlen, wie der „Korallenschacht“ in dem die kalte Luft nach unten im Schuttboden versickert und der „Warmluftstollen“ der überhaupt erst nach einer Erweiterung befahren werden konnte. Hier strömt warme und sehr feuchte Luft auf die Oberfläche. Bei großer Kälte bilden sich dunstige Nebel am Eingang.

In Richtung „Purgstalleralm“ wurden 3 Schächte vermessen und an einer mehrere Hundert Meterlangen, spaltenartigen Störungslinie sind noch etliche Schachtansätze nicht erkundet.

 

Etwa 70 m südlich der Stütze 14 des Frauenkar-Sesselliftes ist der „Burtonschacht“, in den vor einigen Jahren ein Snowborder abgestürzt und in 30 Meter Tiefe kopfüber hängengeblieben ist. Dies wurde ebenfalls vermessen. Seine Gesamttiefe ist 35 m. Auch der „Rotsandsteinschacht“ befindet sich nahe der Schipiste und ist mit einer Tiefe von 20 Meter auch keine ungefährliche Schifahrerfalle.

 

Im  Gebiet am „Plirschboden“ unweit des „Stubwies“ wurden einige Schächte befahren und 3 Objekte gleich vermessen.

 

Die „Wildbachhöhle“ im Goldkar bei Hinterstoder ist zwar schon lange bekannt aber leider nur sehr selten befahrbar. Eine ca. 400 m langer und 80 m tiefe Siphonstrecke ist die meiste Zeit des Jahres mit Wasser gefüllt.

Dahinter verbirgt sich jedoch eine sehr schöne, interessante und eindrucksvolle Höhle. Es gibt da einen geradlinigen Gang, der fast 500 m lang ist und  in dem man von einem Ende bis zum andern sehen kann. Sechsmal wurde in diesem Winter nach dem Wasserstand geschaut und tatsächlich war einmal der Zugang in die hinteren Höhlenteile möglich.

Die vor vielen Jahren eingebauten Seilversicherungen waren alle noch unbeschädigt und können weiterhin benutzt werden. Im „Riesenschlot“ wurde weiter vermessen und der linke Seitenast fertig erforscht. Der ist zumindest 50 m hoch. Die neu vermessenen Teile haben eine Länge von etwas über 400 m und die vermessene Gesamtlänge der Höhle beträgt zur Zeit 1750 m.

Weiter Forschungen waren aber heuer nicht mehr möglich da ab Mitte Februar der Siphon schon wieder verschlossen war und seither in der Linzer Endhalle überläuft.

 

Der „Arschlingschacht“ und der „Dreiherrenschacht“ unweit des „Kraterschachtes“ wurden befahren und vermessen. Sie enden in einer sehr fotogenen Eishalle. Starker Luftzug ist im Versturzboden spürbar.

Im  „Riesenblockschacht“ in der Nähe der „Imposiaschachthöhle“ wurde ein Nebenschacht bis in 140 m Tiefe erforscht. Es geht beinahe senkrecht in angenehmen Stufen nach unten und endet großräumig abrupt mit einem ebenen Sandboden. Hier setzt ein Gang schräg nach oben an der jedoch nach etwa 40 m endet. Der Hauptschacht ist wegen der vorherschenden Steinschlaggefahr noch nicht erforscht worden.

 

Eine Befahrung des Höhlengletschers im „Kraterschacht“, der mit seinen 280 m Tiefe und seinem 100 tiefen Direktabstieg im Eingangskrater sehr imposant wirkt, konnte ein massiver Rückgang des Eises in den oberen Teilen festgestellt werden. Die Seilverankerung beim VP10a ist jetzt ca. 6 m über dem Boden. Der Eisrückgang beträgt hier fast 4 Meter. Die Randkluft zwischen Fels und Eis am tiefsten Punkt der Höhle weist zwar deutlich spürbaren Luftzug auf, ist jedoch noch immer unpassierbar eng.

 

Die „Sutaneishöhle“ am Rosarsch beim Warscheneck wurde ebenfalls wegen des generellen Eisrückganges besucht. Und es konnte auch ein nach Süden führender  Gang in der Eissäulenhalle erkundet werden. An seinem Ende führt ein noch unerforschter Schlot steil nach oben.

 

Ein Film und Fototour führte in die „Torkoppeneishöhle“. Es wurden die Hauptteile der Höhle besucht und fotografiert. Eine mögliche Fortsetzung wurde ebenfalls erkundet.

 

Sehr interessant sind die neu entdeckten Teile in der „Gamssulzen Höhle“ am Seespitz beim Gleinkersee. Etwa 200 m konnten hier schon vermessen werden und weitere  200 m wurden erkundet.

 

Auch das „Zotenloch“ am Zoteten Hebenkas in Hinterstoder war ein Ziel des vergangenen Forschungsjahres. Beim Steilaufstieg vor dem Eingang zeugen alte Seilreste von früheren Befahrungen, von denen uns jedoch keine Überlieferungen bekannt sind. Das weithin sichtbare große Eingangsportal hat in der Vergangenheit sicherlich einige neugierige Abenteurer angelockt. In dieser in den achtziger Jahren bereits erforschten und etwa 400 m langen Horizontalhöhle versperrt ein Versturz mit Luftzug den Weiterweg. Es gelang diesmal jedoch noch nicht einen Weg durch das labile Blockwerk zu finden.

Der „Piessling Ursprung“ bei Roßleithen wurde 2 Mal besucht und es konnten auch hier neue Gangteile zwischen dem vorderen und hinterem Labyrinth erforscht werden. In einen  bisher unbefahrenen  Schacht  am Beginn des Ganges des Ewigen Schalls wurde abgeseilt. Neue Hochwassermarken konnten im Marmorgang etwa 45 m  über Null festgestellt werden. Und Schaum- und Lehmablagerungen im Tiefensee 12 m oberhalb des Wasserspiegels zeigen daß ein Durchstieg hier bei Hochwasser sicher nicht möglich ist.

 

Überhaupt hat das Jahrhunderthochwasser 2002 interessante Beobachtungen ermöglicht.

In der „Rettenbachhöhle“ ist der Eingangsbereich massiv verändert worden. Das Eingangsgitter ist schwer beschädigt und muß aufwändig repariert werden. Die Messanlagen sind zum Teil weggerissen worden. Die Reste sollten entfernt werden.

Bei Wasserhöchststand trat ein mächtiger Bach mit einer kleine Fontaine aus dem Eingang.

Beim „Piessling Ursprung“ war der Pegelstand 165 cm über der Schwelle. Das ist etwa die Höhe des Handlaufes des Geländers.

In der „Kreidelucke“ kam der Bach 1 m hoch mit einer Schüttung von ca. 3000 Liter je Sekunde aus dem Eingang.

Bei der „Teufelskirche“ wurden unterhalb der Naturbrücke große Steine herausgespült und es sind hier unterhöhlte Schotter entstanden.

100 m am Ende des trockenen Bachlaufes ist kühler Luftzug aus dem Blockwerk spürbar.

 

Zum Abschluß des Forschungsjahres wurde ein gemeinsames Projekt mit dem Nationalpark Kalkalpen angegangen.

Wie viele wissen werden führen wir ja seit einiger Zeit Gespräche mit dem Nationalpark.

Endlich haben wir einen Punkt erreicht, wo vertrauensbildende gemeinsame Forschungen möglich sind. Wir haben im Vorjahr 2 Projekte eingereicht und mit der Erforschung und Vermessung des „Maulaufloches“ im Bodinggraben bei Molln die ersten Aktivitäten gesetzt.

Bei einer Tour im Februar 2003 wurden von einer Gruppe das „Maulaufloch“ auf eine Gesamtlänge von 361 Meter vermessen. Eine andere Gruppe führte zeitgleich die Aushebung eines Siphones durch und konnte dort ein Stück weiter vordringen.

Weitere Forschungen sind in Absprache mit dem Nationalpark geplant und werden sicherlich in nächster Zeit stattfinden.

 

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